
Als ich noch einen Fernseher besaß, schaute ich abends eine Talkshow. Namen der Anwesenden: Schall und Rauch, hängengeblieben daraus der Satz eines Gastes: „Das einzige Multitasking was wirklich funktioniert ist, sein ‚Geschäft‘ zu erledigen und dabei Zeitschrift zu lesen. Alles andere geht in die Grütze.“ Ich war laut am Lachen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr befand ich jedoch: „Stimmt!“
In Erinnerung waren meine eigenen kläglichen Versuche, vollgepackte To-Do-Listen abzuarbeiten und zu viele Verabredungen (beruflich und privat) alle unter einen Hut zu bringen und dabei möglichst viel gleichzeitig tat. Die Resultate waren selten gut, gespickt mit erheblichen Fehlern, unfertige Projekte, ich selten richtig anwesend und dauerhaft gehetzt, bis mir Wort wörtlich die Puste ausging.
Eins nach dem anderen
Rückblickend gesehen strengte ich mich an, um es anderen Recht zu machen. So ließ ich schweigend zusätzliche Aufgaben auf meinem Tisch landen, nahm an unnötigen Besprechungen teil, war immer erreichbar und für jeden verfügbar. Bis mir irgendwann das Licht aufging, dass all dieses Multitasking und die Anstrengung nicht dazu dienten, es mir selbst recht zu machen.
Jeder von uns wird durch unterschiedliche Antreiber geprägt, meist eine Mischung aus diesen Sätzen: „Mach es anderen recht.“, „Sei perfekt.“, „Sei stark.“, „Streng dich an.“, „Beeil dich.“ oder „Sei vorsichtig.“
Mit einem Verständnis darüber, welches die eigenen stärksten Antreiber sind, lässt sich das eigene Denken und Handeln mit mehr achtsamen Feingefühl handhaben. Es erlaubt für einen Augenblick zu entschleunigen, um sich in hektischen Situationen darüber klar zu werden, was einen gerade antreibt. Daraus lassen sich beispielsweise Mittel und Wege finden, klar zu kommunizieren, sich möglichst auf ein Thema zur Zeit zu konzentrieren, sich Auszeiten von dauernder Erreichbarkeit zu nehmen oder auch die Entscheidung zu treffen unwichtige Dinge einfach von der Liste zu streichen.
Neugier und Entdeckungsfreude sind ein großer Bestandteil in meinem Leben und so gehöre ich beispielsweise zu den Menschen, die sich leicht begeistern und damit auch schneller ablenken lassen. Doch inzwischen habe ich gelernt, mich mehr auf eine wesentliche Sache zu konzentrieren und diese zu Ende zu bringen. Erstaunlicherweise stelle ich immer wieder fest, dass ich so auf entspannte Weise mein Leben gestalte und wesentlich mehr erreiche als es früher der Fall war.
5 Anregungen für einen entspannten Alltag
„Eins nach dem anderen!“, Oma's alte Weisheit, sie hat Bestand wie eh und je. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, vom hektischen Multitasking zu einem präsenten, entspannten und dennoch dynamischen Alltag zu finden. Anbei findest du fünf Anregungen von unterschiedlichen Persönlichkeitstypen, die dir dabei helfen können:
1. Morgendliche To-Do-Liste
Nimm dir morgens einen Moment Zeit, schließe die Augen und fühle in dich hinein, wie es dir heute geht. Schreibe dir dann eine Liste all der Dinge, die du heute gerne durchführen möchtest oder
gegebenenfalls auch zu tun hast. Achte dabei darauf, was wirklich realistisch ist, ob es insbesondere bei gefüllten Listen Themen gibt, die sich schieben oder sogar streichen lassen. Sollten
andere Personen dabei involviert sein, gebe Ihnen eine kurze und klare Rückmeldung.
2. Plane Pausen ein
Nimm dir regelmäßig Pausen! Horche in dich hinein, wann du eine kurze Pause brauchst und gönne sie dir auch. Höre auch auf deine innere Stimme, nach was für einer Pause dir gerade ist: vielleicht
die Augen für ein paar Minuten schließen, ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft oder ein Plausch mit Kollegen. Auszeiten und Abwechslung helfen dabei, erfrischt wieder auf das Wesentliche
konzentrieren zu können.
3. Telefon „lautlos“
Ständig erreichbar? Nutze die „lautlos“ Funktion deines Telefons, wenn du Themen konzentriert zu Ende bringen oder auch einfach Zeit für dich haben möchtest. Ständige Töne aus dem Telefon lenken
leicht ab und verleiten dazu, doch öfter auf das Handy zu schauen, als wir eigentlich möchten. So schwindet auch die Versuchung nach der gelesenen Nachricht vielleicht doch noch einmal kurz
andere Apps deines Telefons zu nutzen.
4. 3 x am Tag
Richte dir Zeiten ein, in denen du deine Nachrichten liest und beantwortest, Rückrufe tätigst und deine Social Media Kanäle anschaust (falls dies für dich relevant ist). Wenn wir ehrlich zu uns
selbst sind, ist in den seltensten Fällen ein „ständig erreichbar“ notwendig. Für die Ausnahmefälle, beispielsweise die wichtige Erreichbarkeit für Angehörige, lassen sich häufig
Ausnahmeregelungen finden, die auch technisch einfach zu handhaben sind.
5. Zeitfenster einrichten
Manchen Menschen hilft es, sich strukturierte Zeitfenster einzurichten. Sie nehmen sich 30 Minuten Zeit für eine Sache, weitere 30 Minuten für die nächste, usw. So gelingt es ihnen genau in
diesem Zeitfenster konzentriert bei einer Sache zu bleiben, in dem Wissen, dass sie im kommenden Zeitfenster eine Abwechslung oder eine Auszeit bekommen. Auch Aufgaben, die ihnen weniger liegen,
lassen sich so für sie einfacher erledigen.
Probiere dich aus und schaue für dich, was dir gut tut. Viel Freude & gutes Gelingen.

Ulrike Sprock lebt in Hamburg und ist dort als Atem-Trainerin und Coach tätig. Mit ihrer Arbeit unterstützt sie Klienten dabei zu entschleunigen, um dadurch von alleine wieder ihre volle Kraft entfalten und so ein Leben nach ihren Wünschen gestalten zu können. https://www.raumzumatmen.de/
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